In Cajazeiras, einer Stadt mit 110000 Einwohnern im Bundesstaat Paraiba, ist die erfolgreiche Veränderung der Lebensbedingungen von Landarbeitern überall zu spüren:
Antonio Cleide, Socorro Ferreira, Jossean Alves und Cecilia Andrade leiten mit weiteren Mitarbeitern seit 1988 ein Projekt, das die lokale Umsetzung der Agrarreform vorantreibt. In diesem Landpastoral leben heute 1400 Familien mit und 600 Familien noch ohne Land.
Der Aktionskreis Pater Beda unterstützt diese Arbeit seit 1993 mit 25-30000 Euro jährlich, in 2014 waren es sogar 50000 Euro.
Mama Marianna, die „Mutter des Saatgutes“, bestellt nun wie die anderen ihr eigenes Stück Land.
Die Agrarreform besagt, dass Land eine soziale Aufgabe hat. Wenn das Land also nicht bewirtschaftet wird – was in diesem trockenen Gebiet an vielen Orten der Fall ist – werden die Besitzer in einem Verfahren, das sich über Jahre hinziehen kann, mit einer Abfindung nach Marktpreis enteignet.
Landarbeiter wie z.B. die Familie von Jouardo (rechts im Bild neben Antonio Cleide) besetzen brach liegendes Land, bauen Lehmhütten und pflanzen an. Mit Unterstützung von CPT wird dann ein Verfahren abgewickelt, an dessen Ende ihnen ein eigenes Stück Land von etwa 20 h 30 ha Boden verkauft wird, wenn auch letztlich meist an einem anderen Platz. Den zinslosen Kredit für den sozialen Kaufpreis können sie innerhalb von 20 – 30 Jahren abzahlen.
In diesem Fall hat das Verfahren von 2010 bis 2013 gedauert. Heute wohnen 16 Familien auf einem 1030 ha großen Stück Land (inklusive Naturschutzgebiet) in Häusern wie diesen. Dem Verkauf des Landes geht die Gründung eines Vereins voran, der das ausgeschüttete Geld verwaltet. Für den Hausbau z.B. gibt es 15000 Real: 3000 Real für Bauarbeiter, 12000 Real für Material.
85% des brasilianischen Bedarfs an Gemüse und Obst werden von Kleinbauern gedeckt.
Herrliche Früchte werden hier angebaut:
Cajarana (Caja) – ein tolles Getränk mit Milch zubereitet:
Gerade im Moment kultivieren die Landarbeiterfrauen Azerola, eine Frucht mit sehr hohem Vitamin C- Gehalt:
Mittendrin riesige Mangobäume:
Mandiok – Brasilianische Pommes werden z.B. daraus zubereitet. Sehr lecker!
…und….ganz außergewöhnlich: Stocktiere; hier ein großes Weibchen mit zwei schmaleren Männchen:
Auch die Landarbeiterjugend hat durch von der Regierung Lula aufgelegte Programme heute schon etwas verbesserte Bildungschancen. Außerdem ist es der Landarbeiterinitiative hier vor Ort durch Verhandlungen mit den zwei Bundesuniversitäten in Cajazeiras gelungen eine Quote zu vereinbaren, die besagt, dass 10% der immatrikulierenden Studenten – etwa 4 von 40 – Kinder von Landarbeitern sein müssen.
Bundesuniversitäten sind kostenlos und qualitativ hochwertiger einzuschätzen als private Universitäten. Das Problem war und ist bislang, dass man im ordentlichen Schulsystem kaum die Voraussetzungen für eine Zulassung dort erwerben kann. Private Schulen, die dies ermöglichen, kosten 300 Real monatlich.
Umso mehr freuen wir uns aufrichtig mit und über die jungen Menschen, die hier in Cajazeiras zwei Tage mit uns verbracht haben. Ihre beruflichen Aussichten sind gut: Cecilia wird Montag ihr Examen als Geographielehrerin ablegen. Wir haben u.a. eine Maschinenbaustudentin (Foto), Studenten internationalen Managements (Foto) oder der Landwirtschaft kennen gelernt. Jouardo (s.o.), dessen Familie 2013 Land kaufen konnte, wird Tierarzt.
Im Bild: Marcely und Robson
Autorin: Bettina Röttger
Weitere Fotos und Reiseeindrücke des AK Beda im Blog unter:
http://partnerbegegnungbrasilien.blogspot.de/